Grubenfahrt 2013

Hammerthaler Knappenverein 1890 Witten

Grubenfahrt auf Zeche Auguste Victoria in Marl
am 26. Februar 2013

(eingestellt am 05.03.2013, ergänzt am 17.06.2013)

DLF-Reportage von Anne Raith:

Hier findest du einen Ausschnitt aus einer Radioreportage, in der Anne Raith vom Deutschlandfunk über unsere gemeinsame Grubenfahrt berichtet. Der Beitrag wurde am 2. März 2013 im Deutschlandfunk  unter dem Titel” Strukturwandel im Ruhrgebiet” ausgestrahlt.
DLF_AV8

Zwölf Kameraden folgten der Einladung der Werksleitung des Bergwerkes Auguste Victoria zu einer beeindruckenden Grubenfahrt an der Schachtanlage AV 8 in 1.284 m Tiefe.
 

Gruppe mit Frau

 

Norberts Beitrag:

Neugierig und in gespannter Erwartung, aber  trotzdem auch mit einem leicht flauen Gefühl im Bauch bin ich zur Grubenfahrt auf 1284 m Teufe angetreten.
Für mich war es das erste Mal, dass ich zu so einer „richtigen“ Grubenfahrt in einer aktiven Zeche mit Besichtigung des Abbauortes Gelegenheit hatte. Und mit der Vorstellung, dass 2015 der Bergbau auf Auguste Victoria und 2018 in Deutschland ganz eingestellt wird, war das sehr wahrscheinlich auch das letzte Mal.
Die Begrüßung und Betreuung durch 3 langjährige Kumpels war sehr herzlich und äußerst professionell. Es konnte wirklich jede Frage kompetent beantwortet werden.

Nach einem interessanten Vortrag über die RAG ging es nach einer Sicherheitsbelehrung und der Einkleidung in der Kaue komplett ausgestattet mit Bergmannskluft, Sicherheitsschuhen, Schienbeinschonern, Schutzhandschuhen, CO2-Retter, Staubmaske, Gehörschutz, Helm und  Grubenlampe zum Schacht. Die Seilfahrt in den Schacht ging mit 12m/s in die Tiefe. Die Schachtwände rauschten dabei mit beeindruckender Geschwindigkeit vorbei.

In der anschließenden rund 50-minütigen Fahrt in der Dieselkatze zum Abbauort 593 hatte man Gelegenheit die ganze Sache auf sich wirken zu lassen.

Eigentlich hatte ich ein beklemmendes Gefühl unter Tage erwartet, aber unsere Ausstattung, die unglaublichen Ausmaße und die vorhandene Technik unter Tage  ließen das so gar nicht aufkommen. Ich habe mich jederzeit sicher gefühlt. 

Die gewonnenen Eindrücke sind so vielfältig, dass man von diesem Ereignis noch sehr lange zehren wird. Ein geraubtes Stück Steinkohle wird die Erinnerung unterstützen.
Aber trotz aller Technik und Fortschritt unter Tage kann ich als Resümee für mich festhalten, dass ich froh bin, keinen Job unter Tage zu haben. So interessant und vielfältig der Ausflug in das Bergwerk auch war, ich möchte wirklich nicht mit den Kumpels unter Tage tauschen.

Ich wünsche den Kumpels in jedem Fall, dass die beeindruckend niedrige Unfallstatistik auf AV noch möglichst lange Bestand hat.

In diesem Sinne ein herzliches Glück Auf!
Norbert Chur

 

 

SL 750 Doppelwalzenlader

        Bild: RAG (unter Tage durften wir leider nicht fotografieren)

 

Peters Bericht:
(entspricht dem veröffentlichten Text in der April-Ausgabe des Herbeders)

1.284 Meter unter der Erde

12 Kameraden des Hammerthaler Knappenvereines unternehmen Grubenfahrt auf Zeche Auguste Victoria in Marl

...tadam-tadam...tadam-tadam...tadam-tadam... Das laute Geräusch der Dieselkatze, wenn sie über die Schienenstöße rattert, der schwache, seltsame Geruch nach dem in der Kohle gebundenen Methangas, das durch aufgewirbelten Kohlenstaub geschwärzte diffuse Licht, die an uns vorbeiflitzenden Bergleute auf den Förderbändern... all diese Sinneseindrücke werden bei den Kameraden des Hammerthaler Knappenvereines für immer mit der Grubenfahrt auf Zeche Auguste Victoria in Marl, eines der drei letzten Steinkohlebergwerke in Deutschland, verknüpft bleiben.

Ein mulmiges Gefühl beschleicht die zwölf Kameraden am 26. Februar 2013 beim Betreten des Zechengeländes am Schacht AV 8 in Marl. Als den Hammerthalern dann noch die korrekte Nutzung des Dräger CO-Filter-Selbstretters erklärt wird und sie vom Kauenleiter ihre Schutzkleidung zugewiesen bekommen, wird auch dem Letzten klar: Es gibt keinen Weg mehr zurück. In der Lampenstube bekommen die Männer noch die unter Tage lebenswichtigen Utensilien wie Helm, Kopflampe, Selbstretter, Schienbeinschoner, Schutzbrille, Staubschutzmaske und Schutzhandschuhe ausgehändigt.

Begleitet von einer Radioreporterin des Deutschlandfunkes rauschen die Kameraden im Förderkorb in atemberaubender Geschwindigkeit in die Tiefe. Unten angekommen, wird die Exkursionsgruppe mit einer Einschienenhängebahn, einer sogenannten „Dieselkatze“, zu dem 4 km entfernten Streb, Bauhöhe 593, 1284 m Teufe, befördert. Die Fahrt durch das insgesamt knapp 100 km lange Streckennetz des Bergwerkes erspart den Besuchern den beschwerlichen Fußmarsch. Alle Eindrücke aufnehmend, gleiten sie durch diese völlig fremde Welt. Vor Ort arbeitet ein gewaltiger Doppelwalzenlader vom Typ SL 750 die Kohle aus dem Flöz Zollverein 1 / 2, welches hier eine Mächtigkeit von 2,20 m aufweist, heraus. 6.000 - 8.000 t Kohle „rauben“ die Bergleute täglich allein aus diesem Streb. Die Wärme, die in dieser Tiefe ohne die aufwändige Bewetterung mehr als 50°C betragen würde, kriecht durch die Schilde, die den Arbeitsraum sichern und den Streb vom „toten Mann“ trennen. Nachdenklich und schweigend gleitet die Gruppe ruckelnd durch die endlosen Strecken der Zeche zurück zum Schacht AV 8.

Nach der Seilfahrt Richtung Tageslicht, die nur zu jeder vollen Stunde stattfindet, genießen die Kameraden des Hammerthaler Knappenvereines das frische, perlende Mineralwasser und die belegten Brötchen. Mit dem Steigerlied verabschieden sich die zwölf Männer von den freundlichen und auskunftsfreudigen Mitarbeitern des Bergwerkes Auguste Victoria.

Die letzte Schicht im Bergwerk Auguste Victoria wird 2015 stattfinden. Mit dem Ende des subventionierten Steinkohlebergbaues im Jahre 2018 wird die Förderung deutscher Steinkohle gänzlich eingestellt.

Die Grubenfahrt des Hammerthaler Knappenvereines wurde in einer Radioreportage des Deutschlandfunkes dokumentiert. Der am 2. März 2013 ausgestrahlte Bericht kann auszugsweise auf der Internetseite des Hammerthaler Knappenvereines nachgehört werden.

Mit Kohle